Was fällt Ihnen ein, wenn der Name „Stradivari“ fällt? Vermutlich Geige/Violine. Dass Antonio Stradivari DER Geigenbauer schlechthin war, ist wohl unbestritten. Doch war es nicht nur die handwerkliche Kunst, die seine Musikinstrumente auszeichnet und millionenschwer macht – seinen Erfolg verdankte der Italiener vor allem auch der Eiszeit und dem Holz, das fror, um Jahrhunderte später immer noch den unvergleichlichen Klang einer Stradivari auszumachen.
Zu Antonio Stradivari’s Lebzeiten war es in Europa kalt, so kalt, dass man die Zeit von 1645 bis 1715 sogar kleine Eiszeit nennt. Dieser Umstand ließ nicht nur die Bevölkerung Mitteleuropas frieren, sondern auch die Wälder.
Auch in und um Cremona, der Wirkungsstätte Stradivaris, stieg das Thermometer in nicht allzu große Höhen und so passten sich die Bäume dieser Gegebenheit an, wuchsen langsamer und bildeten nur schmale, gleichmäßige Jahresringe. Dieser Fakt und die dadurch entwickelten physikalischen Eigenschaften wie extreme Biegefestigkeit und sehr dünne Zellwände sorgen noch Jahrhunderte danach für eine optimale Ausbreitung des Schalles und somit den unvergleichlichen Klang in Musikexpertenohren.
Durch die Klimaerwärmung werden wir wohl so schnell keine Eiszeit erleben und auch wenn Signore Stradivari zu seinen Lebzeiten über 1000 Geigen in Handarbeit hergestellt haben soll (die Hälfte ca. existiert noch heute), so drängt sich doch die Frage auf, ob man die Eigenschaften des Holzes von damals imitieren kann?!
Der Schweizer Professor und Baumpathologe Francis Schwarze sagt ja. Ein Pilz, genauergesagt der Brandkrustenpilz soll ihm dabei helfen. Er zersetzt die Zellwände des Holzes ohne dem Gerüst seine Biegsamkeit und Stabilität zu nehmen. Geigenbaumeister Michael Rhohnheimer nahm sich nach 9 Monaten Pilzbehandlung des Holzes an und baute mit den ursprünglichen Werkzeugen die perfekte Stradivari nach.
Ein Test vor einer Fachjury sowie Laienpublikum brachte dann die Überraschung: Zwischen echter Stradivari und Nachbau befand man die Kopie als besser! Gute Aussichten also für Nachwuchstalente – sie könnten bald auf Spitzengeigen wie aus Stradivari’s Zeiten spielen, ohne sich in Unkosten stürzen zu müssen!
Videobericht: https://www.youtube.com/watch?v=OPuhxfGGq5I