älteste Baum der Welt Quelle: REUTERS/ Alister Doyle

Parkett · Holzböden · Landhausdielen

Auf der Suche nach dem ältesten Baum

Irren ist menschlich, aber manchmal ist die Verbreitung falscher Meldungen sogar willkommen. So auch zur Frage, wie alt Bäume werden können. Im April rauschte folgende Neuigkeit durch den Blätterwald: „Weltältester Baum in Schweden entdeckt“, oder „Der älteste Baum der Welt – schwedische Fichte ist 9550 Jahre alt“. Der Altersrekord der bis dato ältesten bekannten Bäume der Welt, der nordamerikanischen Grannenkiefern, sei nun gebrochen worden. Mit einem Schlag waren die schwedischen Forscher berühmt, und auch unter Holzleuten verbreitete sich rasch die erstaunliche Nachricht.


Wenn es um Berühmtheit geht, kann es passieren, dass der Wahrheitsgehalt neuer Erkenntnisse etwas in den Hintergrund rückt – so auch hier. Sensationsmeldungen über älteste Bäume haben Tradition. In der kanadischen Ausgabe des „Time Magazine“ vom November 1999 war zu lesen, dass der Riesenmammutbaum „Eternal God“ in Kalifornien an die 12.000 Jahre alt sei. Diese Altersangabe entpuppte sich bald als euphorische Überschätzung. Das tatsächliche Alter dieses Baumes lag bei 2200 Jahren.
Wissenschaftlich etwas seriöser schien eine Meldung aus Tasmanien, die vom ältesten gefundenen Pflanzenklon der Welt sprach. Die Altersschätzung belief sich da sogar auf 40.000 Jahre. In einem Tal auf der Insel Tasmanien waren – ebenfalls 1999 – nur männliche Exemplare einer Baumart vorgefunden worden.
Diese Bäume hatten sich, aufgrund der fehlenden „Weibchen“, nur vegetativ – das heißt ungeschlechtlich – vermehren können. Viele kennen diese Art der Vermehrung, indem „Stecklinge“ oder „Steckreiser“, also junge Zweige, zur Bewurzelung in die Erde gesteckt werden. Die Natur kann das auch selbst bewerkstelligen. Die Nachkommen dieser Vermehrung unterscheiden sich in ihrem genetischen Material nicht von ihren „Vätern“ beziehungsweise „Müttern“, sie sind echte Klone.
Ein durch Stecklinge weitervermehrter Baum bleibt über Generationen genetisch gleich. Unterschiedlich sind jedoch die einzelnen Baumexemplare und es ist deshalb Unsinn, hier von einem „ältesten Baum“ zu sprechen. Genau darum geht es auch bei der Sensationsmeldung aus Schweden. Unterschiedliche Bäume des gleichen genetischen Materials wurden da zusammengefasst und als „der älteste Baum der Welt“ ausgegeben.

Das Alter eines Baumes lässt sich exakt feststellen. Basis ist das sogenannte Kambium, die teilungsfähige Zellschicht direkt unter der Rinde. Dieses Kambium bildet, Sommer- und Winterrhythmus vorausgesetzt, jährlich einen Ring am Baum. Diese Ringe sind bei etlichen Baumarten gut erkennbar. Durch Vergleich mit anderen Bäumen derselben Art aus der gleichen Region kann ausgeschlossen werden, dass Ringe fehlen oder zu viele Ringe gezählt werden. Jahrringforscher führen seit Jahren eine Liste mit den ältesten bekannten Einzelbäumen. Diese Liste wird unbestritten von einer Grannenkiefer angeführt, die am Wheeler Peek in Nevada/US entdeckt wurde. Dieser Kiefer ist mit einem nachgewiesenen Alter von 4844 Jahren der weltweit älteste bekannte Baum.
Neben Grannenkiefern können auch Riesenmammutbäume ein stolzes Alter erreichen. Diese Holzkolosse, die lange Zeit als älteste Bäume der Welt galten, haben eine Lebensdauer bis zu gemessenen 3266 Jahren. Ältere Exemplare wurden bisher nicht gefunden. Auch wenn weltweit etliche Baumarten 1000 bis 3000 Jahre alt werden können, in Europa bringen es die Bäume kaum über auf 1000 Jahre.
Eine Schwarzkiefer mit 800 Jahren ist der wahrscheinlich älteste bekannte Baum in Österreich, auch Lärchen mit 700 Jahren oder Fichten mit über 500 Jahren wurden gefunden und dokumentiert. Überlieferte Altersangaben von „tausendjährigen“ Bäumen entpuppten sich hingegen oft als nicht haltbar. Auch das Holz eines „nur“ 800 Jahre alten Baumes verdient unser Staunen. Solches Holz hat Wind und Wetter jahrhundertelang überstanden und das mitunter völlig schadfrei. Ein alter Baum zeigt uns, wie durch das lange Leben einer Pflanze ein langlebiger Werkstoff entsteht.

Autor: Univ.-Prof. Dr. Rupert Wimmer
Quelle: Holzkurier/Timber-Online